Gottesdienst aus Dessau

"Grenzenlos glauben - Träumen trauen"
evangelisch
Sonntag, 18. Dezember 2005 - 9:30

Es ist guter Brauch, im Advent Türen zu öffnen. Kinder freuen sich über kleine Geschenke hinter den Türchen im Adventskalender und aus den Kirchen tönt ‚Macht hoch die Tür’. Adventszeit, das ist Vorfreude auf Weihnachten, auf das Christuskind, die Menschwerdung Gottes.
 
[Die Gefängnisseelsorger werden im Einvernehmen mit dem Ministerium der Justiz berufen. Die meisten Pfarrer widmen 25 Prozent ihrer Tätigkeit den Justizvollzugsanstalten. (Foto: Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Justizministeriums des Landes Sachsen-Anhalt)] Begegnung hinter Gittern
Manche Türen bleiben jedoch lange Zeit versperrt, Geborgenheit und Gemeinschaft ausgesperrt. Licht und Hoffnung sind weit entfernt und jeder Gedanke daran ist eher belastend als ermutigend. Gemeint sind Menschen hinter Gittern. Auch hier gibt es den Traum, menschliche Würde  und Achtung vor dem eigenen und vor anderem Leben zu bewahren. Dieser Traum gewinnt Gestalt im Gottesdienst der evangelischen Gefängnisseelsorge zum 4. Advent. In der Justizvollzugsanstalt Dessau begegnen sich Menschen von „drinnen“ und „draußen“, tauschen ihre Gedanken aus und feiern gemeinsam Gottesdienst.
 
Glaube und Hoffnung können das Leben verändern
Eine Pantomime zeigt die Zerrissenheit der Gefühle, die Weihnachtszeit hinter Gittern verbringen zu müssen. Dann überwindet der Gottesdienst Grenzen und öffnet Türen: Zu denen, die hinter Gittern sitzen und zu den Bediensteten der Justizvollzugsanstalt, wie auch zu denen jenseits der Gefängnismauern; ob sie Opfer von Straftaten oder ehrenamtliche Betreuer sind. Zweifel, Ängste, Glaube und Hoffnung kommen zum Ausdruck. Das lässt Annäherung wachsen, Vorurteile schwinden und Mauern kleiner werden. Straftäter, die ihr Leben verändern und auf eine neue Basis stellen wollen, brauchen Menschen jenseits ihres Milieus. Sie geben ihnen die Chance, aus dem Teufelskreis von Sucht, Schulden, Beziehungsproblemen oder biographischen Verletzungen auszubrechen.
 
Ein Gottesdienst, der Menschen zusammenführt
Ein Beispiel für diese Arbeit der Gefängnisseelsorge ist die Band „Silly Walks“ („Dumm gelaufen“),  die den Gottesdienst musikalisch begleiten und deren Gitarrist & Songwriter Holger Spangenberg sich mittlerweile auch als Autor einen Namen macht. Gefangene machen Musik, zusammen mit Mitgliedern des Köthener Gospelchors unter der Leitung der Anhaltischen Kirchenmusikdirektorin Martina Apitz. Keyboard, Flöten und Texte der Schreibwerkstatt aus Bernburg und Dessau, auch in den Muttersprachen der Gefangenen, führen in diesem Gottesdienst unterschiedliche Menschen zusammen.