Ostergottesdienst aus Sebnitz

"Was trägt - Ostern überwindet Grenzen"
evangelisch
Sonntag, 16. April 2006 - 9:30

Noch immer packen viele junge Leute in Sebnitz die Koffer und kommen nie mehr in ihre Heimatstadt zurück. Sie verlassen ihr Zuhause, weil sie in der Stadt keine Arbeit mehr finden und für sich und ihre Familien keine Perspektive mehr sehen.
Die schlechte wirtschaftliche Entwicklung in Sebnitz hat mit der geographischen Lage zu tun. Denn im grenznahen Tschechien sind die Arbeitsplätze billig und die Lebenshaltungskosten preiswert. Das hat zur Folge, dass sich viele Geschäfte und Betriebe in Sebnitz und Umgebung nicht mehr halten konnten und ein Großteil der Bevölkerung mittlerweile auf der anderen Seite der Grenze zum Einkaufen geht.
 
Eine Übersiedlung nach Tschechien kommt jedoch für die wenigsten Sebnitzer in Frage. Vor allem nicht für die ältere Generation, die die schmerzliche Geschichte der Vertreibungen im 2. Weltkrieg noch immer nicht überwunden haben. Gegenseitige Schuldzuweisung und Unversöhnlichkeit auf beiden Seiten der Grenze sind die Folge, die in den Familien über Generationen weiter gegeben wurden und bei einigen Jugendlichen heute sogar zu nationalistischen Tendenzen geführt hat.
 
Die Grenzen im Kopf und die physischen Grenzen, die sich aus dem Alltag ergeben, sollen Ausgangspunkt des Ostergottesdienstes aus der Evangelisch-Lutherischen Peter-Pauls-Kirche sein, bei dem auch persönliche Grenzerfahrungen aus der Gemeinde zur Sprache kommen werden. Der Ostergottesdienst möchte jedoch auch Mut machen, diese menschlichen Grenzen zu überwinden und neue Perspektiven für sich zu sehen.
Dafür steht auch die Osterbotschaft, die wichtigste und zentrale Grundaussage des christlichen Glaubens: Durch den Tod Jesu Christi am Kreuz und seine Auferstehung hat er sogar die Grenze des Todes ein für allemal überwunden.
 
Als Zeichen dieser Auferstehungshoffnung wird eine „weiße Rose“ im Mittelpunkt des Gottesdienstes stehen. Sie möchte an den ehemaligen Wirtschaftsstandort Sebnitz erinnern, der zu DDR-Zeiten für seine Kunstblumenproduktion bekannt war. Die „weiße Rose“ möchte jedoch auch an die Widerstandsbewegung von Sophie Scholl anknüpfen und in dem Symbol ein Zeichen für mehr Demokratie und Toleranz, Versöhnung und Begegnung sehen. Um diesen Aspekt im Gottesdienst zu vertiefen, hat die Gemeinde Pfarrerin Ruth Misselwitz aus Berlin und Freiwillige der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste eingeladen am Gottesdienst mitzuwirken. Musikalisch wird der Ostergottesdienst von der Peter-Paulskantorei unter der Leitung von Albrecht Päßler gestaltet. (chm)