Gottesdienst aus Lübeck

Erntedankfest
evangelisch
Sonntag, 30. September 2007 - 9:30

Aus der St. Aegidienkirche
Mit Mit Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter,
Pastor Frank Lotichius, Hanna Braun und Vanessa Hoffmann (St. Aegidien),
Ute Jacobsen, Hannelore Nibbe und Kati Mette (Lübecker Tafel),
Henning Scheve (KV St. Aegidien), Heike Raddatz-Kossak (Vorwerker Diakonie),
Pastorin Frauke Eiben (Bischofskanzlei Lübeck), Christian Schröder (Orgel), Klaus Meyers (Orgel und Chorleitung), dem Lübecker Bach-Chor (70 Sänger)
 
Am letzten Sonntag im September feiern die christlichen Kirchen Erntedank. Die ursprüngliche Bedeutung des Feiertags knüpft an die Erfahrung einer agrarisch geprägten Gesellschaft an, die durch Ackerbau und Viehzucht und den Wechsel der Jahreszeiten bestimmt sind. Dabei stehen die Gaben der Ernte im Vordergrund und der Dank, dass Gott die Menschen reich beschenkt.
In Zeiten der Globalisierung und der regelmäßigen Verfügbarkeit von Lebensmitteln fällt Erntedank heute eine andere Bedeutung zu. Zumindest in den reichen Industrieländern, wo es Lebensmittel im Überfluss gibt und die Abhängigkeit vom Jahreswechsel sehr gering ausfällt. Allerdings ist es heute in zunehmendem Maße so, dass immer weniger Menschen an der „reichen Ernte“ teilhaben können, weil die Armut, gerade auch in Deutschland, immer weiter zunimmt. Das bestätigen auch die neusten Statistiken und Prognosen, die von einer drastischen Zunahme der Kinder- und Altersarmut ausgehen.
 
 
 
Deshalb steht für die Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter bei solch einem Feiertag vor allem die Kehrseite der Überflussgesellschaft im Mittelpunkt, nämlich die Wahrnehmung von Armut, auch die ungerechten Verhältnisse, unter denen viele Menschen heute leben müssen.
Aus diesem Grund fand in Lübeck in diesem Jahr auch das erste Mal eine Armutskonferenz statt, an der sich die evangelische Kirche maßgeblich beteiligte. Eingeflossen ist dabei auch das Engagement von Pastor Frank Lotichius und der St. Aegidiengemeinde mit der „Lübecker Tafel“, einer Armenspeisung, die seit Jahren von ehrenamtlichen Gemeindegliedern unterstützt wird.
Die Erfahrungen der MitarbeiterInnen der Lübecker Tafel machen verstärkt deutlich, wie wichtig es ist, den Hilfsbedürftigen nicht nur materielle Hilfe zukommen zu lassen, sondern ihnen auch persönlich zu begegnen, ihnen Zeit zu schenken, auch Geborgenheit und Freundschaft.
Liebe und Zuwendung erhalten und weitergeben, darum soll es in der Gottesdienstübertragung und der Predigt am Erntedankfest gehen. Diese Erkenntnis entspricht auch dem Doppelgebot der Liebe, wie es durch Jesus in die Welt getragen wurde. Wer diesen Reichtum der Liebe erfahren hat, kann ihn dann auch weitergeben. Dadurch entsteht ein Kreislauf, der die eigene Liebesfähigkeit fördert und den Blick frei  für andere macht.
Der moralische Zeigefinger allein kann nicht weiter helfen. Davon sind die Bischöfin und Pastor Lotichius zumindest überzeugt. (cm)
 
Eine Spende wird erbeten für das Projekt „Sich regen bringt Segen“, das die Kirchengemeinde St. Aegidien zusammen mit der Zentralen Beratungsstelle der Vorwerker Diakonie in Lübeck bereits seit 1999 erfolgreich durchführt.
Durch dieses Projekt werden Arbeitslose unterstützt, die gesundheitlich eingeschränkt und auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind. Sie erhalten für Tätigkeiten in der Beratungsstelle, in der Kirchengemeinde, aber auch in anderen sozialen Organisationen eine Aufwandsentschädigung, die nicht nur ihre finanzielle Situation geringfügig aufbessert, sondern vor allem auch das Selbstwertgefühl stärkt.
Das Projekt wird ausschließlich von Spenden finanziert.